Psychologische Aspekte des Empty Nest Syndroms

Abschied und Neubeginn - Psychologische Aspekte des Empty Nest Syndroms

Das Empty Nest Syndrom (Deutsch: Leeres-Nest-Syndrom) bezeichnet die emotionalen und psychologischen Auswirkungen, die Eltern erleben, wenn ihre Kinder das elterliche Zuhause verlassen, um eigenständig zu leben. Diese Lebensphase wird oft als eine Mischung aus Freiheit und Verlust empfunden und kann eine Reihe von emotionalen Begleiterscheinungen mit sich bringen. Stehst auch Du gerade vor einem solchen Wendepunkt oder steckst sogar mitten drin? Dann lass uns gemeinsam einen Blick auf die psychologischen Auswirkungen und Wege aus einer möglichen Sinnkrise werfen.

Psychische Begleiterscheinungen des Empty Nest Syndroms und Wege aus der Sinnkrise

Forschungsergebnisse von Farriol-Baroni und Kollegen (2021) zeigen, dass das Empty Nest Syndrom eine komplexe Mischung aus Emotionen hervorrufen kann. Dabei betonen sie, dass Eltern den Übergang unterschiedlich erleben und dass die psychischen Auswirkungen stark von individuellen Faktoren abhängen, darunter die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung, persönliche Lebensziele und die generelle psychische Gesundheit der Eltern (Farriol-Baroni et al., 2021).

Traurigkeit und Verlustgefühle: Der Abschied der Kinder kann tiefe Traurigkeit und Gefühle des Verlusts hervorrufen, wie Dr. Susan M. Johnson, eine renommierte Familientherapeutin, in ihrer Forschung betont. Johnson hebt die Bedeutung von Trauerarbeit und der Anerkennung dieser Emotionen als entscheidend für den Bewältigungsprozess hervor (Johnson, 2019).

Leere und Einsamkeit: Laut einer Studie von Bongyoga und Risnawaty (2021) kann die plötzliche Stille und Leere im Haus zu einem erheblichen Gefühl der Einsamkeit und Isolation führen. Die Forschung betont, dass die Entwicklung von Bewältigungsstrategien, wie die Pflege sozialer Kontakte und das Finden neuer sozialer Unterstützung, helfen kann, dieses Gefühl zu mildern.

Identitätskrise: Die Rolle als Eltern ist oft zentral für die Identität, daher kann mit dem Wandel der Elternrolle eine regelrechte Identitätskrise einhergehen. Gemäß Mitchell & Lovegreen (2009) kann diese Veränderung aber auch als eine Gelegenheit betrachtet werden, die eigene Identität neu zu definieren und persönliche Lebensziele zu setzen.

Ungewissheit über die Zukunft: Forscher wie Miller und Brickman (2004) von der University of Oklahoma betonen die Bedeutung der Entwicklung von positiven Zukunftsperspektiven. Auch sie argumentieren, dass die Fokussierung auf persönliches Wachstum und die Neuausrichtung von Lebenszielen dazu beitragen können, die Unsicherheit über die Zukunft zu überwinden. Ebenso unterstreicht Dr. Robert L. Leahy, ein führender kognitiver Therapeut, die Bedeutung der Neusetzung von Lebenszielen. Leahy argumentiert, dass dies eine Schlüsselstrategie ist, um eine positive psychische Anpassung an Veränderungen zu fördern (Leahy, 2018).

Beziehungsdynamik: Die Beziehung zwischen den Eltern kann sich laut Dr. John Gottman, einem renommierten Paartherapeuten, verändern. In seinen Studien hebt er hervor, dass die Offenheit für neue gemeinsame Interessen und die bewusste Kommunikation zwischen Partnern entscheidend sind, um die Beziehungsdynamik positiv zu gestalten (Gottman, 2015). Forscher wie Dr. Sue Johnson betonen zudem die Wichtigkeit offener Kommunikation in Partnerschaften (Johnson, 2019). Dies insbesondere vor dem Hintergrund von Wendepunkten im Leben, wie beim Empty Nest Syndrom.

Stolz und Freude: Trotz der Herausforderungen können Eltern auch Stolz und Freude darüber empfinden, dass ihre Kinder selbstständig und erfolgreich werden. Diese positiven Emotionen können jedoch mit gemischten Gefühlen einhergehen, wie Dr. Barbara Fiese in ihrer Forschung betont (Fiese, 2018).

Selbstfürsorge: Die Bedeutung von Selbstfürsorge wird auch von der American Psychological Association (APA) hervorgehoben. Die APA betont in ihren Leitlinien die Wichtigkeit von Selbstpflegepraktiken, um die emotionale Gesundheit während Lebensübergängen wie dem Empty Nest Syndrom zu fördern (APA, 2021).

Unterstützung suchen: Auch die Suche nach professioneller Hilfe und Therapie kann eine wirksame Methode sein, um mit den psychischen Belastungen des Empty Nest Syndroms umzugehen.

Insgesamt zeigt sich, dass das Empty Nest Syndrom eine komplexe Phase des Übergangs ist, die eine Vielzahl von sowohl positiven als auch negativen Emotionen auslösen kann. Dabei ist es wichtig, auch die negativen Emotionen bewusst zuzulassen. Durch Selbstfürsorge und Akzeptanz dieser neuen Lebensphase kannst Du diesen Übergang als eine Zeit des positiven Wandels und der neuen Chancen betrachten und somit aus der Krise hin zu einem resilienteren Selbst und mentaler Stärke gelangen.

Literaturverzeichnis:

American Psychological Association. (2021). Self-care. https://www.apa.org/topics/self-care

Farriol-Baroni, V., González-García, L., Luque-García, A., Postigo-Zegarra, S., & Pérez-Ruiz, S. (2021). Influence of Social Support and Subjective Well-Being on the Perceived Overall Health of the Elderly. International journal of environmental research and public health18(10), 5438. https://doi.org/10.3390/ijerph18105438Fiese, B. H., & Gundersen, C. (2018). “Family mealtimes: A contextual approach to understanding childhood obesity”. Economics & Human Biology, 30, 141–153.

Gottman, J. M. (2015). The Seven Principles for Making Marriage Work. Harmony.

Johnson, S. M. (2019). Attachment theory in practice: Emotionally focused therapy (EFT) with individuals, couples, and families. Guilford Press.

Leahy, R. L. (2018). Cognitive therapy techniques: A practitioner’s guide (2nd ed.). Guilford Press.

Miller, R.B., & Brickman, S.J. A Model of Future-Oriented Motivation and Self-Regulation . Educational Psychology Review 16, 9–33 (2004). 

Mitchell, B. A., & Lovegreen, L. D. (2009). The Empty Nest Syndrome in Midlife Families: A Multimethod Exploration of Parental Gender Differences and Cultural Dynamics. Journal of Family Issues30(12), 1651-1670. 

Bongyoga, V., & Risnawaty, W. (2021). The Description of Family Quality of Life in Parents with Empty-Nest Syndrome. Proceedings of the International Conference on Economics, Business, Social, and Humanities (ICEBSH 2021).

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