Wie kannst Du als Angehöriger eines psychisch erkrankten Menschen mental stark mit der Situation umgehen?

Hast Du in Deinem Umfeld einen psychischen erkrankten Menschen und Du möchtest Stress und Konflikte vermeiden? Du kannst die folgenden Tipps und Vorschläge nutzen, um Euch ein entspanntes Zusammenleben zu ermöglichen, diese Lebenskrise zu meistern und die bestmögliche Unterstützung für ein besseres Leben zu bieten. 

Leidet jemand in Deiner Familie oder Deinem Freundeskreis unter einer psychischen Erkrankung, betrifft das auch sein näheres Umfeld. Das bringt meist Herausforderungen, Fragen und Unsicherheiten mit sich. Als Angehöriger ist es wertvoll, wenn Du dem psychisch Erkrankten einfühlsam, geduldig und voller Verständnis begegnest und gut zuhörst. Gib dem Betroffenen Zeit, seine Themen zu erklären und zeige Interesse an seiner Situation. Deine persönliche Lebensgeschichte ist in so einer Situation für den Erkrankten nicht wichtig. Gute Ratschläge sind hier nicht angebracht und es ist nicht förderlich, beschwichtigende Floskeln vorzusagen.  

Lass die betroffene Person in Deinem Umfeld wissen, dass Du jederzeit da bist, wenn sie Hilfe benötigt. Umsorge aber auch nicht zu viel, denn die Selbstständigkeit sollte beibehalten werden. Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit sind wichtige Faktoren die im therapeutischen Prozess gestärkt werden, um Krankheitssymptome zu lindern. Ermutige den Betroffenen regelmäßig und lobe ihn, wenn er versucht, etwas zu verändern. Jeder kleine Schritt in Richtung Gesundheit und Mentale Stärke sollte gesehen und gefördert werden. Vielleicht möchtest Du auch dafür sorgen, dass ihr gemeinsam Freizeitaktivitäten unternehmt, die nicht überfordernd wirken. Die Stabilisierung einer psychischen Erkrankung braucht Zeit und es kann jederzeit zu einem Rückschlag kommen (Stächele, Heinrichs & Domes 2020). Hier brauchst du Verständnis, Geduld und Nachsicht ebenso wie Mentale Stärke diese Unterstützung leisten zu können. Dies wird auch für Dich kein Sprint, sondern ein Marathon! Deswegen darfst auch Du Dir auf diesem Weg Unterstützung suchen und Hilfe annehmen. Dies ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein wertvoller Schritt auch für die Gesunderhaltung Deiner Psyche und die Aufrechterhaltung Deiner Leistungs- und Belastungsfähigkeit.

Wenn Du etwas von einer psychisch erkrankten Person möchtest, dann drücke Dich bitte stets sachlich aus und sei klar um diese Sache selbst. Formuliere Deine Wünsche als Ich-Botschaft. Hier kann ich Dich mit einer psychologischen Online Beratung gerne unterstützen, damit Du auch Deine Grenzen wahren kannst und es schaffst hilfreich zu kommunizieren.

Du kannst mit dem Betroffenen klare Regeln aufstellen, um Euer Zusammenleben zu erleichtern, eine Struktur zu geben und Eure Resilienz zu stärken. Zudem kannst Du eine Vereinbarung darüber treffen, wie sich in bestimmten Situationen die Symptome der vorliegenden Erkrankung äußern können und wie Dein Angehöriger dann behandelt werden möchte. Solche Dinge vorweg zu besprechen kann euch beiden Unsicherheiten nehmen und euch entlasten. 

Halte Dich in akuten Situationen mit Berührungen zurück und dränge Dich keinesfalls auf. Auch wenn Dein Angehöriger eine ernste Erkrankung hat, besitzt er ebenso gesunde Anteile. Du kannst immer wieder fragen, wie sich der gesunde Anteil des Angehörigen auf eine Botschaft hin verhalten würde und wie der kranke Anteil. Hier kann eine wertvolle Differenzierung entstehen und der Betroffene fühlt sich nicht stigmatisiert sondern auch in seinen gesunden Eigenschaften und Fähigkeiten gesehen (Gühne, Fricke, Schliebener, Becker & Riedel-Heller, 2019)

Du bist nicht allein! Informiere Dich über Unterstützungsangebote. Du musst hier nicht von Dir verlangen, dass Du alles ohne Hilfe alleine schaffst. Ab einem gewissen Grad ist es sinnvoll, Deinem Angehörigen professionelle Hilfe ans Herz zu legen oder ihn bei seinem therapeutischen Prozess zu unterstützen. Hier können auch Angehörige mit in eine Therapie einbezogen werden.

Wenn der Leidensdruck zu groß wird oder der Alltag stark durch die Erkrankung eingeschränkt wird, ist der Gang zum Hausarzt, einem Facharzt, einer Selbsthilfegruppe oder zum Psychotherapeuten oder Psychiater ratsam. Informiere Dich im Vorfeld über mögliche Angebote und sprich diese, wenn der Betroffene das möchte, gemeinsam mit ihm durch. 

Manchmal möchten Betroffene zunächst keine Unterstützung annehmen. Sie haben das recht, sich in Lebenskrisen keine Hilfe zu suchen und das darfst Du akzeptieren. Es braucht manchmal Zeit für eine Krankheitseinsicht und es ist eines jeden persönliche Freiheit und Entscheidung welche Hilfsangebote in Anspruch genommen werden möchte.

Du kannst den Erkrankten aber dazu motivieren, mit Dir gemeinsam eine Therapie in Anspruch zu nehmen oder zunächst eine Beratungsstelle oder den Hausarzt aufzusuchen. Es macht auch Sinn, Dich über Medikamente zu informieren, die Dein Angehöriger einnimmt oder brauchen könnte und hierzu einen Arzt zu befragen. Viele Medikamente haben aber auch Nebenwirkungen und es ist von Vorteil, wenn Du darüber gut Bescheid weißt (Eigendorf, 2020). Angehörige werden häufig sogar als Co-Therapeuten betrachtet, die im gesamten Heilungsprozess eine wichtige Rolle spielen können. Aber setz Dich hierbei nicht unter Druck: auch Du darfst hier entscheiden was du leisten willst oder kannst und wann deine persönlichen Ressourcen und Grenzen erreicht sind.

Eine selbstaufopfernde Haltung steht in Zusammenhang mit dem Risiko diverse Erkrankungen auszubilden. Pass daher gut auf Dich auf!

Steckt Dein Angehöriger in einer emotionalen und belastenden Krise, kannst Du oft eher wenig tun. Wenn der Betroffene mit Suizid droht oder ein aggressives Verhalten an den Tag legt, schalte bitte unbedingt externe Unterstützung ein oder wende dich an den sozialpsychiatrischen Notdienst. Bei selbst- und fremdgefährdendem Verhalten solltest Du handeln und die Polizei verständigen. So kannst Du Deinen Angehörigen schützen, auch wenn es im Akutfall gegen den Willen des Erkrankten sein muss. 

Achte auf erste Anzeichen, die Dein Betroffener zeigt. Diese können sich im Äußeren zeigen, wenn das Aussehen stark vernachlässigt wird oder das Gewicht in kurzer Zeit intensiv schwankt. Das Verhalten verändert sich, der Erkrankte hat Schwierigkeiten sich zu konzentrieren, Termine werden vergessen oder der Konsum von Suchtmitteln steigt. Die Stimmungslage schwankt, du nimmst Streitsucht, Gereiztheit und Selbstzweifel wahr. Gesundheitlich könnten sich Kopf- oder Magenschmerzen zeigen oder der Betroffene fehlt längere Zeit am Arbeitsplatz oder zeigt Arbeitssucht ohne ein Ende zu finden (Stächele, Heinrichs & Domes 2020)

Literaturverzeichnis:

Eigendorf, L. Angehörige psychisch kranker Patienten: Ausmaß der familiären Morbidität und therapeutischen Vigilanz bei stationär-psychiatrischen Patienten im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) (Doctoral dissertation, Dissertation, Bochum, Ruhr-Universität Bochum, 2020).

Gühne, U., Fricke, R., Schliebener, G., Becker, T., & Riedel-Heller, S. G. (2019). Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen: Patientenleitlinie für Betroffene und Angehörige. Springer-Verlag.

Stächele, T., Heinrichs, M., & Domes, G. (2020). Ratgeber Stress und Stressbewältigung: Informationen für Betroffene und Angehörige (Vol. 43). Hogrefe Verlag GmbH & Company KG.

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